Eltern psychisch kranker Kinder und Jugendlicher

Schuldgefühle gehören zu den häufigsten Reaktionen von Eltern, wenn sie mit der psychischen Erkrankung ihres Kindes oder Jugendlichen konfrontiert werden. Gedanken wie „War ich zu streng?“, „Habe ich zu wenig Zeit mit meinem Kind verbracht?“, „Liegt es an uns als Familie?“ können belasten. Doch psychische Erkrankungen sind keine direkte Folge von elterlichem Versagen.
KindHilfe.de - Eltern psychisch kranker Kinder und Jugendlicher

Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher psychisch erkrankt, verändert sich für Eltern oft das gesamte Familienleben. Neben der Sorge um das eigene Kind kommen Scham, Schuldgefühle und Überforderung hinzu. Besonders bei Jugendlichen, die sich in einer sensiblen Entwicklungsphase befinden, kann eine psychische Erkrankung für die gesamte Familie herausfordernd sein. Doch es ist wichtig zu wissen: Du bist nicht allein. Psychische Erkrankungen gehören zum Leben wie körperliche Beschwerden, und es gibt Wege, wie du und dein Kind oder Jugendlicher diese Herausforderung bewältigen kannst. Dieser Artikel soll Mut machen, Schuldgefühle abbauen und konkrete Tipps geben, wie Eltern sich selbst und ihre Kinder oder Jugendlichen unterstützen können.

Schuldgefühle loslassen: Du hast nichts falsch gemacht

Schuldgefühle gehören zu den häufigsten Reaktionen von Eltern, wenn sie mit der psychischen Erkrankung ihres Kindes oder Jugendlichen konfrontiert werden. Gedanken wie „War ich zu streng?“, „Habe ich zu wenig Zeit mit meinem Kind verbracht?“, „Liegt es an uns als Familie?“ können belasten. Doch psychische Erkrankungen sind keine direkte Folge von elterlichem Versagen. Sie entstehen durch ein Zusammenspiel genetischer, biologischer und umweltbedingter Faktoren. Besonders in der Pubertät geraten Jugendliche oft in innere Konflikte, die psychische Probleme verstärken können – unabhängig von der Erziehung.

Reflexion: Schreib dir deine Gedanken auf und hinterfrage sie kritisch. Wären diese Vorwürfe auch gerechtfertigt, wenn sie dir ein Freund erzählen würde?

Mantra: Wiederhole dir regelmäßig: „Ich tue mein Bestes, und mein Bestes ist genug.“

Besonderheit bei Jugendlichen:

Jugendliche entwickeln ein starkes Bedürfnis nach Autonomie. Dadurch können Konflikte oder Rückzüge stärker wirken als bei jüngeren Kindern. Schuldgefühle entstehen häufig, wenn Jugendliche sich distanzieren. Es ist wichtig, zu akzeptieren, dass solche Phasen Teil ihrer Entwicklung sind und nicht immer ein Ausdruck deiner Fehler.

Scham überwinden: Psychische Erkrankungen sind kein Tabu

Eltern von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen schweigen oft aus Angst, verurteilt zu werden. Besonders bei Jugendlichen kann die Sorge groß sein, dass andere ihre Krankheit nicht verstehen oder stigmatisieren. Doch Schweigen verstärkt Scham und isoliert. Psychische Erkrankungen sind keine Schwäche, sondern Teil des Lebens.

  • Aufklärung hilft: Je mehr du über die Erkrankung deines Kindes oder Jugendlichen weißt, desto sicherer wirst du auftreten. Wissen hilft, Vorurteile – auch eigene – abzubauen.
  • Offenheit im richtigen Rahmen: Sprich mit Menschen, denen du vertraust. Du musst nicht jedem alles erzählen, aber Offenheit gegenüber Freunden, Lehrern oder Familienmitgliedern kann entlasten.

Jugendliche stärken:

Jugendliche fühlen sich oft allein mit ihrer Erkrankung und schämen sich, darüber zu sprechen. Hilf ihnen, einen passenden Umgang damit zu finden.

Tipp: Ermögliche es deinem Teenager, selbst zu entscheiden, wem er sich anvertrauen möchte. Respektiere seine Grenzen, aber biete an, bei Gesprächen zu unterstützen.

Hilfe annehmen: Niemand muss alles allein schaffen

Die Unterstützung eines psychisch kranken Kindes oder Jugendlichen kann Eltern emotional und körperlich an ihre Grenzen bringen. Niemand erwartet, dass du diese Herausforderung allein bewältigst. Hilfe anzunehmen, ist kein Zeichen von Schwäche – es ist ein Zeichen von Stärke.

  • Therapeutische Begleitung: Kinder- und Jugendtherapeuten helfen, die psychischen Probleme deines Kindes oder Jugendlichen zu behandeln. Auch Familientherapie kann hilfreich sein, um Kommunikationsprobleme zu lösen.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Eltern, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, ist oft eine große Entlastung. Viele Jugendliche profitieren auch von Peer-Gruppen, in denen sie Gleichaltrige treffen, die ähnliche Herausforderungen haben.

Tipps für Eltern von Jugendlichen:

  • Ressourcen aktivieren: Schulsozialarbeiter, Beratungsstellen oder Jugendhilfeeinrichtungen können hilfreiche Ansprechpartner sein.
  • Freiräume geben: Jugendliche brauchen oft Rückzugsorte, um sich mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. Gleichzeitig sollten klare Strukturen und Gespräche nicht fehlen.

Selbstfürsorge: Du darfst dich nicht vergessen

Gerade wenn Kinder oder Jugendliche psychisch erkrankt sind, stellen Eltern ihre eigenen Bedürfnisse oft zurück. Doch Selbstaufgabe hilft weder dir noch deinem Kind. Dein Wohlbefinden ist entscheidend, um langfristig unterstützen zu können.

  • Plane Pausen ein: Ob ein Spaziergang, ein Buch oder ein Treffen mit Freunden – gönn dir bewusst Zeit für dich.
  • Stressbewältigung: Kleine Rituale wie Atemübungen oder ein Dankbarkeitstagebuch helfen, belastende Gedanken zu reduzieren.
  • Unterstützung suchen: Scheue dich nicht, Aufgaben an Freunde, Verwandte oder Nachbarn abzugeben.

Besonderheit bei Eltern von Jugendlichen:

Die Pubertät bringt oft zusätzliche Konflikte mit sich. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen – nicht nur für deinen Teenager, sondern auch für dich selbst. Akzeptiere, dass du nicht immer alle Probleme lösen kannst.

Mut machen: Kleine Fortschritte zählen

Eine psychische Erkrankung bedeutet nicht, dass die Entwicklung deines Kindes oder Jugendlichen stillsteht. Mit der richtigen Unterstützung kann es lernen, mit den Herausforderungen umzugehen.

  • Erfolge feiern: Hat dein Kind oder Teenager einen schwierigen Tag gemeistert? Hat es in einer Therapie über seine Gefühle gesprochen? Diese kleinen Fortschritte sind wichtig – für dich und für dein Kind.
  • Geduld entwickeln: Veränderungen brauchen Zeit, besonders in der sensiblen Phase der Pubertät. Halte durch – dein Engagement macht den Unterschied.

Wie Jugendliche gestärkt werden können:

  • Mitentscheiden lassen: Besonders Teenager wollen ernst genommen werden. Beziehe sie in Entscheidungen über ihre Therapie oder ihren Alltag ein.
  • Ressourcen fördern: Unterstütze Hobbys, Sport oder kreative Tätigkeiten, die deinem Kind oder Teenager Freude bereiten und Selbstbewusstsein geben.

Alltagstipps: Wie du dein Kind oder deinen Jugendlichen unterstützen kannst

  • Strukturen schaffen: Klare Tagesabläufe helfen Kindern und Jugendlichen, Sicherheit zu finden.
  • Kommunikation fördern: Sprich regelmäßig über Gefühle, aber respektiere auch Rückzug.
  • Gefühle benennen: Hilf deinem Kind oder Teenager, Emotionen zu verstehen, z. B. mit Sätzen wie: „Ich sehe, dass du wütend bist. Möchtest du darüber reden?“
  • Freiräume bieten: Besonders Jugendliche brauchen Zeit für sich, um Gedanken zu ordnen.

Du bist nicht allein: Netzwerke und Ressourcen

Die Belastung durch eine psychische Erkrankung deines Kindes oder Jugendlichen musst du nicht allein tragen. Es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote:

  • Selbsthilfegruppen: Plattformen wie elternforen.de oder spezielle Gruppen für Eltern von Jugendlichen bieten Austauschmöglichkeiten.
  • Jugendgruppen: Viele Organisationen bieten Selbsthilfegruppen für Jugendliche an, in denen sie Gleichaltrige treffen.
  • Therapeutische Programme: Familienberatungsstellen oder Jugendpsychiatrien bieten begleitende Elternprogramme.

Abschließende Gedanken: Gemeinsam seid ihr stark

Dein Kind oder Teenager braucht keine perfekten Eltern – es braucht dich, so wie du bist: einfühlsam, engagiert und liebevoll. Du musst nicht alle Antworten haben. Es ist okay, Hilfe zu suchen und nicht immer stark zu sein.

Denke daran: Du bist nicht allein. Es gibt Unterstützung, und gemeinsam könnt ihr diese Herausforderung meistern – mit Mut, Geduld und Liebe.